Liebe Frau Kirchner. Verraten Sie uns zu Beginn etwas über sich.

Ich habe an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle studiert und bin seitdem als Künstlerin und Kunstvermittlerin aktiv. Ich führe unterschiedliche Projekte und Ausstellungen im In- und Ausland durch. Als Inspiration für mein künstlerisches Schaffen dienen mir Beobachtungen und Recherchen in verschiedenen Sozialräumen und das Eintauchen in persönliche Geschichten zu Prozessen des Wandels. Diese Impulse setze ich meistens in Bildern und Objekten mit Methoden der Collage um.

Sie engagieren sich bereits seit 2016 in der kulturellen Bildung. Warum?

Ich brauche auf jeden Fall den kreativen Austausch mit Menschen. Es ist für mich besonders sinnstiftend, mit Kindern und Jugendlichen Erfahrungsräume für künstlerisches Handeln und Denken zu schaffen. Künstlerische Möglichkeiten des Selbstausdrucks kennenzulernen, halte ich für die Persönlichkeitsentwicklung für elementar. Ich glaube fest daran, dass Kunst und Kultur den Nährboden für eine friedliche und respektvolle Gesellschaft bilden können.

In dem Zusammenhang sind Sie bereits häufig im schulischen Kontext tätig gewesen. Was macht die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen so besonders?

Ich liebe es, mich von den eigenen Ideen der Schülerinnen und Schüler überraschen zu lassen. Denn in meinen Formaten begleite ich die Teilnehmenden vor allem bei der Umsetzung ihrer individuellen Vorhaben innerhalb eines vorher gesetzten Projektrahmens. Immer wieder bin ich beeindruckt, wie frei und innovativ junge Menschen denken können, wenn man ihnen die Möglichkeiten hierfür schafft. Diese Erfahrung ist immer wieder aufs Neue inspirierend. 

Was ist das Kernstück ihrer Workshops?

Das Miteinander. Die soziale Komponente ist mir in meinen künstlerischen Projekten sehr wichtig. Ich möchte eine Stärkung des Individuums innerhalb von Gemeinschaft erreichen und Erfahrungen von Selbstwirksamkeit ermöglichen. Meine Projekte sind daher meist so gestaltet, dass die individuellen künstlerischen Entfaltungen der Teilnehmenden in einem Gemeinschaftskunstwerk oder einer Gemeinschaftspräsentation münden und so das Miteinander in der Vielfalt abgebildet werden kann. Bisher habe ich in Zusammenarbeit mit Schulen und ausgehend von meiner eigenen künstlerischen Arbeit neun unterschiedliche Formate entwickelt, von denen man sich auf meiner Website ein Bild machen kann.

Ist die Verbindung mit aktuellen Themen aus dem Unterricht möglich?

Ich biete mit der Vermittlung von künstlerischen Methoden eine Ausdrucksform an, die sich eines jeden Themas annehmen kann. Bei einigen meiner Formate ist der Bezug von vornherein gegeben, zum Beispiel ‚Reise durch die Zeit‘ mit Bezug zu geschichtlichen Themen oder ‚upcycling academy‘ als praktische Ergänzung zum Schwerpunkt Nachhaltigkeitsbildung. Grundsätzlich bin ich mir als Künstlerin sicher, dass natur- oder gesellschaftswissenschaftliche Themen des Unterrichts bei Schülerinnen und Schülern nachhaltig in Erinnerung bleiben können, wenn sie sich diesen auf kreative Weise annähern.

Ist es darüber hinaus auch möglich, gemeinsam Angebote zu entwickeln?

Sehr gerne! Ich bin immer offen für Ideen und Anfragen seitens interessierter Einrichtungen. In jeder Zusammenarbeit steckt Herzblut und das gilt insbesondere für die gemeinsam entwickelten Angebote.

Projekttag, -woche oder regelmäßiges wöchentliches Angebot – in welcher Form können die Schulen Ihre Angebote nutzen?

Die meisten meiner Angebote sind flexibel in der Form ihrer Umsetzung und ich bin sicher, dass sich bei Interesse passgenaue Lösungen finden. Als regelmäßige Workshops, etwa im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft, sind meine Formate ‚Skizzenbuch als stetiger Begleiter‘ und ‚upcycling academy‘ geeignet. Ich biete aber auch sehr gerne Workshops als kompakte Projekttage und Projektwochen an, wie meine Formate ‚Jeder Schnipsel zählt‘, ‚tape art session‘ oder ‚zoom in zoom out‘. Hier entstehen jeweils großformatige Gemeinschaftskunstwerke, an denen durchaus auch die gesamte Schulgemeinschaft beteiligt sein kann. Ich freue mich besonders auf die Schulen, mit denen ich immer wieder zusammenarbeiten kann. Durch ein beständig wachsendes Vertrauensverhältnis können gemeinsam auch große Ideen realisiert werden.

Für welche Jahrgangsstufen sind Ihre Workshops geeignet? Gibt es eine Teilnehmerobergrenze?

Ich habe bereits mit allen Jahrgangsstufen sehr gute Erfahrungen gemacht. Die meisten meiner Workshopangebote sind daher auch für alle Jahrgangsstufen geeignet oder lassen sich anpassen. Durch die intensive individuelle Betreuung in meinen Projekten sind Gruppen von jeweils 10 bis 15 Teilnehmenden ideal. Dennoch haben einige meiner Angebote das Potential die gesamte Schulgemeinschaft einzubeziehen, wie etwa ‚zoom in zoom out‘ oder ‚tape art session‘. In diesem Fall sollten mehrere Workshoptermine eingeplant werden.

Für die Durchführung fahren Sie in die Schulen. Was benötigen Sie vor Ort?

Einen (großen) Raum, interessierte Teilnehmende und vertrauensvolle Kommunikation. Für meine Projekte ist es meist von Vorteil, wenn die Schüler und Schülerinnen vorab schon wissen, welches Projekt sie erwartet oder sie sich bestenfalls freiwillig dafür angemeldet haben. Für die Workshops bringe ich in der Regel reichhaltiges Material und technische Ausstattung mit. Auf die schulische Grundausrüstung an Scheren und Klebestiften greife ich aber gerne zurück.

Wo in Sachsen-Anhalt sind Sie unterwegs?

Ich lebe in Halle und habe dort auch mein Atelier. Künstlerische und Kunst vermittelnde Projekte führe ich aber landes- und bundesweit durch, manchmal auch im Ausland. Ich freue mich über Projektanfragen aus den unterschiedlichsten Regionen, egal ob in der Stadt oder auf dem Land.

Vielen Dank für diesen tollen Einblick!

Website | https://wiebkekirchner.de/