Seit zehn Jahren vermittelt die Umweltbildungsstation am Peißnitzhaus jungen Menschen spielerisch und praxisnah, wie wertvoll unsere Natur ist. Mit kreativen Workshops, spannenden Erkundungstouren und interaktiven Projekten wird Umweltbildung hier lebendig. Im Interview erzählen Frau Lieneweg und Frau Manteuffel, welche Themen ihnen besonders am Herzen liegen und was Schülerinnen und Schüler begeistert.
Liebe Frau Lieneweg, liebe Frau Manteuffel, die Umweltbildungsstation im Peißnitzhaus gibt es seit 10 Jahren. Bitte stellen Sie sie uns kurz vor. Gern. In der Umweltbildungsstation am Peißnitzhaus bieten wir Kindern und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) verschiedene Möglichkeiten, die Natur auf spielerische und zugleich lehrreiche Weise zu entdecken.
Gern. In der Umweltbildungsstation am Peißnitzhaus bieten wir Kindern und Jugendlichen (aber auch Erwachsenen) verschiedene Möglichkeiten, die Natur auf spielerische und zugleich lehrreiche Weise zu entdecken.
Was würden Sie sagen, ist das Hauptziel Ihrer Arbeit?
Unsere Spezialisierung ist Natur- und Umweltbildung – Stichwort Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE). Das damit verbundene Ziel ist es, jungen Menschen die Zusammenhänge in der Natur näherzubringen und sie für deren Schutz zu begeistern.
Welche (Umwelt-)Themen stehen bei Ihren Angeboten im Vordergrund?
Im Fokus stehen praktische und handlungsorientierte Aktivitäten, die das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und den respektvollen Umgang mit unserer Umwelt fördern. Dabei reicht unser Angebot von naturpädagogischen Workshops über Angebote mit (Wild-)Kräutern bis hin zu gemeinsamen Erkundungstouren. Die besondere Lage auf der Peißnitzinsel macht es möglich, Themen wie biologische Vielfalt, Ökologie oder Klimaschutz für Schülerinnen und Schüler direkt erlebbar zu machen.
Welche Angebote gibt es zum Themenschwerpunkt Nachhaltigkeit?
Im Workshop „Nachwachsende Rohstoffe – wie entsteht unsere Kleidung?“ beleuchten wir gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern den gesamten Lebenszyklus von Textilien. Wir zeigen, dass jede Faser – ob natürlich oder synthetisch – Vor- und Nachteile hat: Baumwolle etwa benötigt viel Wasser beim Anbau, bietet aber eine biologisch abbaubare Option, während Polyester zwar langlebig ist, aber auf fossilen Rohstoffen basiert und Mikroplastik freisetzen kann. Im Workshop experimentieren die Teilnehmenden mit verschiedenen Materialien, stellen T-Shirt-Garn oder nachhaltiges Waschmittel her und gestalten Accessoires (z. B. Armbänder) aus recycelten und nachwachsenden Rohstoffen. Dabei thematisieren wir auch den bewussten Umgang mit Kleidung – etwa durch Upcycling, Reparatur und die Nutzung von Second-Hand-Stücken. Auch Angebote wie „Wildkräuter“, „Lebensraum Fluss“ und „Wiese und Insekten“ verfolgen die Entwicklung von Handlungskompetenzen sowie einige der 17 Nachhaltigkeitsziele.
Was kommt Ihrer Erfahrung nach bei Schülerinnen und Schülern besonders gut an?
Die (Wild-)Kräuterküche kommt immer sehr gut an.
Was machen Sie da genau?
In der „Wildkräuterküche“ laden wir zu einem gemeinsamen Streifzug über die Wiesen und entlang der Waldränder der Peißnitz. Die Schüler:innen lernen, essbare Kräuter/ Pflanzen sicher zu erkennen und erfahren, wie diese zu leckeren Produkten wie Smoothies oder Kräuteraufstrichen verarbeitet werden können. Darüber hinaus schauen wir auch, wo andere Kräuter und Gewürze (z. B. Zimt, Kardamom, Vanille) ihren Ursprung haben, und lernen dabei verschiedene Kulturen und deren kulinarische Traditionen kennen. So wird die Wildkräuterküche zu einer Verbindung aus Naturerlebnis, kreativem Kochen und kultureller Entdeckungsreise.
Essen verbindet eben. Für welche Jahrgangsstufen sind Ihre Angebote geeignet?
Wir arbeiten mit Kindern ab dem Vorschulalter bis zur Oberstufe. Kitas und Grundschulen kommen zu Auwald-Erlebnistagen zu uns, die meist jahreszeitlich passend und mit Naturerfahrungsspielen gestaltet sind. Gerne arbeiten wir wöchentlich oder monatlich mit den gleichen Kindern und Jugendlichen, da so ein ganzheitlicheres, nachhaltigeres Lernen ermöglicht wird. Dazu bietet der Ganztag einen geeigneten Rahmen. In den Jahrgangstufen 5. und 6. Klasse sind die Kinder und Jugendlichen oft sehr wissbegierig und interessiert an ihrer natürlichen Umgebung. Dies ist auch das Alter, in dem sie ein gewisses „Nerdtum“ oder eigenes Hobby entwickeln. Wir bieten naturinteressierten Kindern die Möglichkeit durch eigene Erfahrungen z. B. Naturkenntnisse und Tier- und Pflanzenartenkenntnisse zu erwerben. Wenn sie sich auf eine Artengruppe oder ein anderes Fachgebiet der Biologie oder Geografie spezialisieren wollen, unterstützen wir dies. Auch in höheren Klassen wird altersentsprechend daran gearbeitet, nachhaltiges Denken und Handeln zu entwickeln. So zum Beispiel anhand von Themen wie „Nachhaltiger Konsum“, „Auwald, Hochwasser und der Klimawandel“.
Empfehlen Sie eine Teilnehmerobergrenze?
Ja. Wir arbeiten gern mit Gruppengrößen von 8 bis 12 Personen. In kleinen Gruppen können wir individuell auf die Schülerinnen und Schüler eingehen und ein praxisnahes, interaktives Lernen ermöglichen. Größere Gruppen wie Schulklassen, teilen wir in kleinere Einheiten auf. So stellen wir sicher, dass alle aktiv eingebunden sind, ausreichend Zeit für Fragen bleibt und die Erfahrungen für alle gleichermaßen bereichernd sind.
Die Umweltbildungsstation ist ein außerschulischer Lernort. Können trotzdem regelmäßig stattfindende Arbeitsgemeinschaften am Ort der Schule realisiert werden?
Ja, das ist grundsätzlich möglich. Wir kommen gerne auch direkt an die Schule, um Arbeitsgemeinschaften (wie z. B. Schulgarten) oder andere Projekte zu betreuen. Die Voraussetzung ist, dass es die Möglichkeit gibt im Umfeld der Schule draußen zu sein und Naturerfahrungen zu sammeln. Dennoch freuen wir uns, wenn Schüler:innen den Weg zu uns finden, um unseren besonderen Lernort auf der Peißnitzinsel kennenzulernen. Unser Standort bietet nicht nur vielfältige naturnahe Lebensräume wie Wildwiese, Wald und Wasser, sondern dient auch einigen Schülerinnen und Schülern als Orientierungspunkt im Stadtteil. Durch den Besuch der Umweltbildungsstation entdecken Schüler:innen ihre (Wohn-)Umgebung neu.
Gibt es auch Angebote speziell für pädagogisches Personal?
Ja. Pädagoginnen und Pädagogen können u. a. gern für einen erlebnisreichen Teamtag zu uns kommen. Ziel eines solchen Tags ist es den Teamgeist zu stärken, die Stärken der Einzelnen sichtbar zu machen und die Freude am gemeinsamen Erfolg zu fördern. Neuerdings bieten wir auch einen BNE- Fortbildungstag „Den Lebensraum Auwald erleben und erfahren“ an. Bei beiden Angeboten geht es u. a. auch darum, gemeinsam die heimische Natur zu betrachten, Zusammenhänge zu verstehen und Ideen zum nachhaltigen Handeln zu entwickeln. Durch die angrenzende Gastronomie kann auch für das leibliche Wohl gesorgt werden.
Ist die Umweltbildungsstation eine mögliche Einsatzstelle für ein FSJ/FÖJ oder BFD, und welche Möglichkeiten bieten sich dort für junge Menschen?
Ja, die Umweltbildungsstation am Peißnitzhaus ist eine anerkannte Einsatzstelle für ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) und den Bundesfreiwilligendienst (BFD). Junge Menschen haben hier die Möglichkeit, sich aktiv in die Umweltbildung einzubringen. Ihre Aufgaben reichen von der Betreuung und Durchführung von Bildungsangeboten für Kinder und Jugendliche bis hin zur Unterstützung bei Veranstaltungen und Projekten rund um Natur- und Klimaschutz. Zudem können sie eigene Ideen einbringen und umsetzen. Das FÖJ oder BFD bietet ihnen eine wertvolle Gelegenheit, praktische Erfahrungen zu sammeln, sich persönlich weiterzuentwickeln und erste Einblicke in pädagogische und ökologische Arbeitsfelder zu gewinnen.
Welche zukünftigen Projekte planen Sie für die Umweltbildungsstation am Peißnitzhaus?
Wir möchten dazu beitragen die Stadtnatur vor unserer Haustür zu erhalten – um ihrer selbst Willen und nicht zuletzt, damit wir sie auch selbst weiterhin genießen können. Wir sind Multipliktor:innen für Bildung für nachhaltige Entwicklung. Neben unseren biologischen und geografischen Bildungsangeboten bieten wir auch niedrigschwellige Veranstaltungen an, die in erster Linie den Teamgeist und das Demokratieverständnis von Gruppen stärken. Es werden verschiedene Methoden geübt Gruppenentscheidungen zu treffen. Wir beschränken uns dabei nicht nur darauf Mehrheitsabstimmungen zu machen. Wir erproben auch Abstimmungsmethoden bei denen auch Minderheiten berücksichtigt werden. So wollen wir Jugendlichen und Erwachsenen die Möglichkeit geben, gemeinsam ein Floss zu bauen, um sich im Teambuilding zu üben und letztlich dann das Abenteuer zu erleben,
gemeinsam ein Stückchen auf der Wilden Saale Floss zu fahren.
Vielen Dank für diesen wunderbaren Einblick!
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Kontakt
Antje Manteuffel
Uta Lieneweg
Hannah Stöckle
+49 0345 23 94 662
umweltbildung@peissnitzhaus.de