Tobias Feitkenhauer | FREI DAY – Möglichkeitsraum für selbstbestimmtes Lernen

Der FREI DAY ist alles andere als ein freier Tag. Am FREI DAY übernehmen Schülerinnen und Schüler Verantwortung für sich, für andere und für die Welt. Sie setzen sich interessens- und projektbasiert mit Fragestellungen und Themen rund um unsere Zukunft auseinander.

Hierfür sollen die Kinder dazu befähigt werden, sich in politischen, wirtschaftlichen und zivilgesellschaftlichen Kontexten zu engagieren und Veränderungen zu bewirken. Die Vermittlung von Werten und die Eröffnung von Handlungsoptionen sind somit zentrale Anliegen des FREI DAY.

Doch wie passiert das? Mindestens vier Stunden pro Woche während der Kernunterrichtszeit werden für das eigenverantwortliche Lernen als FREI DAY genutzt. Es handelt sich dabei um eine jahrgangsübergreifende Unterrichtsform, bei der die interessensorientierte Projektarbeit an Zukunftsfragen im Fokus steht. Da bedeutet, die Kinder suchen sich selbst ihre Projektthemen. Lehrkräfte werden hier von Wissensvermittler:innen zu Lernbegleiter:innen. 

Die Umsetzung erfolgt in der Schule selbst, aber auch in der Gemeinde oder Stadt, denn oft braucht es für Themen auch externe Experten, die gesucht und angesprochen werden müssen. Eine Benotung der Projekte findet nicht statt, denn die Ausbildung der Kinder zu Menschen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung interessieren, soll frei von externen Anreizen bleiben – das Engagement steht im Mittelpunkt.

Tobias Feitkenhauer hat dabei deutlich gemacht, dass es für eine erfolgreiche Einführung und Umsetzung des FREI DAY vor allem 2 Dinge braucht:

  1. Mut, einfach anzufangen – egal, ob erst einmal nur im Kleinen oder gleich im Großen und
  2. Begeisterung für das Konzept, um damit andere Kolleg:innen mit dem Enthusiasmus anzustecken.

Das Sahnehäubchen ist, wenn von Beginn an die Schulleitung die Einführung und Umsetzung des FREI DAYS unterstützt.

 

Mathes Meseberg | „Selbstorganisiertes Lernen an Schule“

Selbstorganisierte Lernformen in Schulen haben viele Namen: SOL, POL, Freies Lernen, Eigenverantwortliches Lernen etc. Ihnen allen ist eins gemeinsam: Das Anliegen, die Verantwortung für den eigenen Lernprozess bei Schülerinnen und Schülern zu stärken. Ein Ziel, das in Zeiten von geforderter Kompetenzorientierung und den gemachten Erfahrungen aus dem Distanzlernen von vielen Schulen geäußert wird.

Mathes Meseberg von der Gemeinschaftsschule „Oskar Linke“ in Magdeburg hat mit seinem Impuls, aufgezeigt, was selbstorganisiertes Lernen noch einmal von anderen Lernformen unterscheidet und wie die Schule dieses Konzept umsetzt:

Im Gegensatz zu anderen Lerninhalten stehen die Interessen der Lernenden im Mittelpunkt des selbstorganisierten Lernens. D. h., die Schüler:innen bekommen die Freiheit, nach ihren individuellen Neigungen selbst Lerninhalte zu einem großen Oberthema zu erfassen. Dieses können sie ohne den Druck einer von der Lehrkraft vorgegebenen Methodik bearbeiten.

Voraussetzungen dafür sind seitens der Lehrkräfte bzw. der Schule:

  • Ziele mit den Schüler:innen zu vereinbaren
  • wiederkehrende Strukturen aufzubauen d.h., auch SOL aufwachsen zu lassen z.B. mit einer ersten Einführung in Klasse 5
  • den Schüler:innen kontinuierlich Feedback als Lernbegleiter des selbstorganisierten Lernprozesses zu geben
  • kooperatives Lernen mit individuellem Lernen zu verknüpfen
  • Unterstützung seitens der Schulleitung z.B. mit der Schaffung von Räumlichkeiten, dem Schreiben von Anträgen (Stichwort: Digitalpakt) oder anderen Freiräumen zur individuellen Entfaltung
  • Entwicklung einer positiven Fehlerkultur

Besonders der letzte Punkt ist nochmals für die erfolgreiche & langfristige Umsetzung des selbstorganisierten Lernen wichtig, denn es ist kein Schritt, der von heute auf morgen gemacht werden kann und gleich reibungslos funktionieren wird. Auch für die Lehrenden ist dies ein andauernder Lernprozess.