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IN SACHSEN-ANHALT

Neue Ganztagsschule in Zöschen

im Gespräch mit Schulleiter Henrik Amende

Die Sekundarschule “Bertolt Brecht” in Zöschen ist seit diesem Schuljahr neue Ganztagsschule im Land. Im Interview gibt Schulleiter Henrik Amende einen Einblick, wie dadurch neue Möglichkeiten der stärkeren Identifikation der Schülerinnen und Schüler mit der Schule geschaffen werden können.

 

Herr Amende, Ihre Schule ist seit diesem Schuljahr Ganztagsschule in Sachsen-Anhalt. Warum war es Ihnen wichtig, den Schritt zu Ganztag zu gehen?

Unsere Schule ist Lernort für Schüler:innen aus 27 Ortschaften im Saalekreis. Die Dörfer sind dabei untereinander gar nicht oder nur schwer im Nachmittagsbereich durch öffentliche Verkehrsmittel zu erreichen, was zur Folge hatte, dass viele Kinder und Jugendliche nach dem Unterricht nichts mehr gemeinsam machen konnten. Daher haben wir überlegt, was wir an der Schule anbieten können, um das Miteinander am Nachmittag ebenfalls zu ermöglichen. Das Ganztagsschulkonzept ist dafür ideal. Durch die außerunterricht-lichen Angebote können wir das Miteinander fördern und zugleich identifizieren sich die Schüler:innen dadurch mehr mit der Schule – und das nicht nur als Lern-, sondern auch als Lebensort.

Zusammenhalt ist Ihnen schon vor dem Schritt zur Ganztagsschule ein wichtiges Anliegen gewesen. Wie haben Sie dieses verfolgt bzw. verfolgen es weiter?

Genau. Der starke Zusammenhalt macht die Schule aus. Daher haben wir z.B. das Medienkonzept gemeinsam mit den Schüler:innen entwickelt, denn diese wissen aus der Sicht der Lernenden am besten, was für sie guter und nicht so guter Unterricht ist. Unsere Vision im Großen ist es nun – und damit beziehe ich die Schüler:innen wieder mit ein – , auch wieder gemeinsam die Region zu bereichern und weiterzuentwickeln.

Wie fördern Sie neben den Arbeitsgemeinschaften das Miteinander an der Schule?

Zum einen möchte ich hier die Einführung des selbstorganisierten Lernens (SOL) bei uns anführen. Dafür haben wir die Rhythmisierung des Unterrichts geändert, indem wir das Modell 80/10 eingeführt haben. Das ist natürlich noch nicht das Highlight an sich. Besonders ist, dass wir SOL immer morgens haben und ausgewählte Schüler:innen der neunten und zehnten Klassen hier die Assistenz für das Lernen mit den fünften und sechsten Klassen bilden. Das heißt, „die Großen“ machen in der Zeit zwar auch eigenverantwortlich ihre Aufgaben, helfen aber den „Kleinen“ bei Bedarf, wenn diese nicht weiterkommen. Das andere Highlight ist unser Weihnachtsprogramm, wobei man es fast schon Revue nennen kann. Jahrgangsübergreifend proben wir hier seit einigen Jahren jeweils ab September. Wenn dann die Aufführungen im Dezember sind, ist das der absolute Schuljahreshöhepunkt.

Gibt es noch etwas, worauf Sie als Schulleiter stolz sind und berichten möchten?

Wir haben für unsere neuen Schüler:innen in den fünften Klassen ein ganz besonderes Kennenlernerlebnis: Unser Geiseltalcamp. Alle neuen Fünftklässler:innen fahren hier mit den künftigen Klassenleitungen, der Schulsozialarbeit und selbstredend auch mir (schmunzelt) zum Geiseltalsee. Dort campen wir zusammen, versorgen uns selbst, bauen miteinander ein Floß und wandern. Das gibt uns als Pädagogen die Möglichkeit, die einzelnen Schüler:innen auf ganz entspannte Art und Weise kennenzulernen und die Kinder zu beobachten. Und erst hier entscheiden wir dann, wer mit wem in welche Klasse kommt. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass wir dadurch sehr ausgeglichene Klassen haben und es ist natürlich gleich ein tolles Erlebnis, das wieder den Zusammenhalt aller von Anfang an fördert.

Worauf sind Sie nun im neuen ersten Schuljahr als Ganztagsschule gespannt?

Aktuell haben wir 29 Arbeitsgemeinschaften für die Schüler:innen, wobei sie sich für ein Halbjahr zur Teilnahme an einem Angebot verpflichten, wenn sie sich dafür eingetragen haben. Ich bin sehr neugierig, wie die einzelnen Arbeitsgemeinschaften ankommen und ob die Schüler:innen längerfristig an den von Ihnen jetzt gewählten Angeboten teilnehmen wollen. Zudem bin ich aber auch gespannt, welche neuen Angebote wir noch dazugewinnen können, denn gerade sind einige von ihnen überfüllt, sodass wir sogar Wartelisten für das zweite Halbjahr haben.

Zum Abschluss noch eine letzte Frage: Welche Ziele möchten Sie hinsichtlich des Ganztagsangebots in Zukunft angehen?

Ganz klar wollen wir hier noch die Berufsorientierung stärken. Wir haben zahlreiche Kreativund Sportangebote und durch die Pandemie ebenfalls vielfältige Nachhilfemöglichkeiten geschaffen. Aber ein breitgefächerter Ansatz für die Berufsfindung fehlt noch. Da wünschen wir uns unbedingt mehr Angebote z. B. im technischen Bereich wie Schrauben und Reparieren und da arbeiten wir dran.

Vielen Dank für diesen Einblick und viel Erfolg bei der weiteren Schulentwicklung!

November 2021