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Sekundarschurschule Bismark: Modellprojekt „4-plus-1″

Schulleiterin Birgit Smirnow im Interview mit dem Deutschen Schulportal über den Digitaltag an ihrer Schule.

Zum Interview

Oktober 2022


 

Sekundarschule Bismark: Erste Schritte als neue Ganztagsschule

im Gespräch mit Schulleiterin Birgit Smirnov

Inmitten der „Grünen Wiese mit Zukunft“, so der offizielle Slogan der Altmark, liegt zwischen Stendal und Salzwedel die Stadt Bismark mit ihrer Sekundarschule. Externe Kooperationspartner zur Umsetzung von Ganztagsangeboten sind rar. Im Interview berichtet Schulleiterin Birgit Smirnow, wie sie und ihr Team es geschafft haben, ein vielseitiges Ganztagsangebot aufzubauen.

 

Frau Smirnow, Ende Juni haben Sie vom Landesschulamt die Ernennungsurkunde zur Ganztagsschule erhalten. Seit knapp zwei Monaten laufen an Ihrer Sekundarschule die Ganztagsangebote. Wie erleichtert sind Sie?

Sehr! Vorausgegangen war ja ein fast anderthalbjähriger Prozess. Während diesem haben wir als Kollegium viel diskutiert und verabredet. Der Einbezug unserer Schüler:innen war uns in dieser Zeit ein besonderes Anliegen sowie der regelmäßige Austausch mit dem Schulträger und der Stadt. Neben all diesen Gesprächen haben wir außerdem aktiv nach potenziellen Kooperations-partnern in der Region gesucht. Jetzt zu sehen, dass es sich gelohnt hat und wir mit 15 Angeboten und 110 von 143 möglichen Anmeldungen in den Klassenstufen 5-7 gestartet sind, ist einfach super und macht uns sehr stolz!

Wir als Serviceagentur durften Sie von Beginn an begleiten, unterstützen und miterleben, mit welcher großen Leidenschaft ihr Team die Idee des Ganztagskonzepts in die Realität umsetzen möchte. Warum haben Sie sich als Schule dazu entschlossen, eine Ganztagsschule zu werden?

Ja, es war auf jeden Fall mit viel Arbeit – und damit meine ich auch Überzeugungsarbeit im Kollegium – verbunden. Aber wir waren uns alle einig, dass wir unseren Schüler:innen mehr bieten wollen als den klassischen Unterricht. Die vorhandenen Freizeitangebote sind in unserer Region überschaubar und teilweise durch die fehlende Mobilität für viele Schüler:innen nicht erreichbar. Durch den Lehrkräftemangel, der vor allem in unserer ländlichen Region nicht unerheblich ist, ist es nicht möglich, als Kollegium selbst solche Angebote mit einer wöchentlichen Zuverlässigkeit umzusetzen. Auch Ausfallstunden, die leider nicht zu vermeiden sind, wollten wir sinnvoll nutzbar machen. Da lag es nahe, dass wir unsere Schule öffnen und Externe zu uns kommen, um das Schulleben sinvoll zu bereichern. Und natürlich war es unser Ziel, unser schulisches Netzwerk für außerschulische Lernorte und mehr Praxisnähe im Unterricht weiter auszubauen.

Diese Strategie war somit der rote Faden für Ihr Ganztagsschulkonzept, das den Titel „Starke Schule für eine starke Region“ trägt?

Richtig. Unsere Region muss zusammenarbeiten, um stark zu sein. Was bringt es uns, wenn die Jugendlichen nach ihrem Schulabschluss sagen: „Nur weg von hier“? Es muss daher das Ziel sein, die vorhandenen Ressourcen und Stärken, die wir als Region haben, gut und wirkungsvoll zusammenzubringen. Wenn Schülerinnen und Schüler gerne zur Schule kommen, dann lernen Sie besser. Wenn die Unternehmen der Region sich im Schulleben z.B. als Kooperationspartner für eine Arbeitsgemeinschaft einbringen, dann erkennen die Jugendlichen dadurch auch besser ihre möglichen Berufsperspektiven und die Vielfalt der Arbeitsmöglichkeiten in der Altmark. Die Identifikation und Verbundenheit mit der Region ist ganz essentiell. Letztlich haben wir als Schule zudem den Auftrag, eine gute und vielseitige Bildung anzubieten. Eine starke Schule ist ein wichtiger Standortfaktor für die Wirtschaft.

Und diese regionale Vernetzung sieht man mit Blick auf ihre Kooperationspartner.

So war es geplant und so hat es geklappt. Wir konnten mit den TuS Bismark, dem Theater der Altmark, einem lokalen Jiu-Jitsu-Verein, einer Schriftstellerin, dem Jugendclub, der freiwilligen Feuerwehr und dem Deutschen Roten Kreuz spannende und zuverlässige Partner finden. Dazu kommen noch Großeltern und weitere Freiwillige. Natürlich wollen wir das Netzwerk weiter vergrößern. Als ausgezeichnete Schule mit vorbildlicher Berufsorientierung wollen wir daher künftig das wirtschaftliche Umfeld stärker für unseren Ganztagsbereich nutzen. Aber bereits jetzt im ersten Schuljahr können wir vielseitige AGs anbieten: Samurai Selbstverteidigung, kreatives Basteln, eine Schreib- sowie Theaterwerkstatt, Fußball und Tischtennis, Junge Sanitäter, Streitschlichter, Garten, Kochen und Backen. Förderangebote und Hausaufgabenzeit konnten wir zudem in ein Mittagsband integrieren und teilweise damit Freistunden verhindern.

Gibt Ihnen diese Entwicklung Kraft für den weiteren Schulentwicklungsprozess? Letztlich stehen auch Sie vor der großen Herausforderung des Lehrkräftemangels.

Auf jeden Fall. Natürlich ist der Fachkräftemangel ein Grund gewesen, warum wir als Schule im ländlichen Bereich besonders hervorstechen und uns verändern müssen. Nur so bleiben wir ein attraktiver Arbeitsort für das Referendariat, Seiteneinsteigende und neue Lehrkräfte. Daran werden wir weiterarbeiten. Konkret werden wir in diesem Schuljahr ein Konzept für mehr selbstverantwortliche Lehr- und Lernformen unter Einbezug digitaler Medien erstellen. Ziel ist es, dieses schrittweise ab dem nächsten Schuljahr umzusetzen. Das ist wieder mit zusätzlicher Arbeit verbunden, aber auf diese freuen wir uns, denn das alles machen wir für unsere Schülerinnen und Schüler. Vielen Dank für das Gespräch, die vielen Einblicke und viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung Ihrer Ganztagsschule!

Vielen Dank für das Gespräch, die vielen Einblicke und viel Erfolg bei der weiteren Entwicklung Ihrer Ganztagsschule!

November 2021