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NEUE GANZTAGSSCHULE: DIE SEKUNDARSCHULE „WÜRDETAL“ IN TEUTSCHENTHAL STELLT SICH VOR

Im Interview geben Schulleiterin Annette Adam und Ganztagskoordinatorin Saskia John.

Seit diesem Schuljahr zählt die Sekundarschule „Würdetal“ in Teutschenthal zu den Ganztagsschulen in Sachsen-Anhalt. Im Interview geben Schulleiterin Annette Adam und Ganztagskoordinatorin Saskia John  einen Einblick, warum ihnen dieser Schritt wichtig war und welche Erfahrungen sie auf dem Weg dorthin gemacht haben.

Liebe Frau Adam, liebe Frau John, herzlichen Glückwünsch an Sie, dass Ihre Schule seit diesem Schuljahr offiziell Ganztagsschule geworden ist! Warum war es Ihnen wichtig, den Schritt von der Halbtags- zur Ganztagsschule zu gehen?

Frau Adam: Die letzten vier Jahre an der Sekundarschule „Würdetal“ Teutschenthal sind sehr dynamisch gewesen. Es sind viele Kolleginnen und Kollegen, die das Schulleben mitprägten, in den Ruhestand gegangen und zugleich kamen viele neue Lehrkräfte mit frischen Ideen an die Schule. Dazu kam, dass die Anmeldezahlen für unsere Klassenstufe 5 sehr gering wurden, so dass wir uns gesagt haben: Wir müssen etwas anders und Neues machen. Es reicht nicht, dass wir „nur“ guten Unterricht anbieten, sondern wir müssen uns ebenso nach außen verändern und uns als Schule attraktiver machen.

Sie nahmen sich also dieser Herausforderung an und überlegten, was Sie als Schulteam tun können. Wie gingen Sie dabei vor?

Frau Adam: Ganz genau. „Challenge accepted!“ könnte man sagen, denn die Sicherung des Schulstandorts ist allen an der Schule schon immer wichtig gewesen. Wir haben daher geschaut, was die Bedürfnisse unserer Schüler:innen sind. Kurz gesagt kam dabei heraus, dass mehr Angebote und Möglichkeiten zur individuellen (Interessen-)Förderung gewünscht wurden und werden. Die Lösungsidee bestand für uns ab diesem Punkt darin, den Weg zur Ganztags- sowie zur Gemeinschaftsschule zu gehen.

Welche Unterstützung haben Sie auf diesem Weg erhalten oder in Anspruch genommen?

Frau Adam: Nachdem die Idee geboren war und langsam zu wachsen begann, haben wir uns gezielt Unterstützung beim Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung und der Serviceagentur Ganztag gesucht. Durch den Austausch und die vielen Gespräche zu unseren Ideen, wurden wir in den Vorhaben noch einmal bestätigt. Wir stellten dabei aber auch fest, dass die Idee der Ganztagsschule, rechtlich betrachtet, schneller umsetzbar ist als die der Gemeinschaftsschule. Daher haben wir uns zunächst auf ein Ganztagsschulkonzept fokussiert, wobei wir jedoch bei allen Schritten den Gedanken der Gemeinschaftsschule im Hinterkopf hatten und weiterhin haben.

Was waren diese konkreten Schritte?

Frau Adam: Uns war wichtig, dass wir immer im Sinne unserer Schüler:innen und ihrer Eltern handeln, weshalb wir unsere Ideen in der Gesamtkonferenz gemeinsam mit der Schülerund Elternvertretung besprochen haben. Dabei rannten wir offene Türen ein. Diese Energie, die dadurch freigesetzt wurde, war unglaublich. Und: Nicht nur seitens der Schüler:innen und der Eltern konnten wir auf Unterstützung setzen, sondern der Landkreis hat ebenfalls von Anfang an hinter der Idee der Ganztagsschule gestanden.

Woher wussten Sie, welche Ganztagsangebote für Ihre Schüler:innen interessant sind?

Frau John: Ganz zu Beginn hatte ich mich aus dem Kollegium heraus dazu bereit erklärt, eine Umfrage bei den Schülerinnen und Schülern zu machen, um herauszufinden, worin ihre Interessen bezüglich der Arbeitsgemeinschaften liegen. Dabei kam heraus, dass sich viele Kinder und Jugendliche bei uns Selbstverteidigung sowie allerlei Sportkurse wünschen. Aber auch Backen und Kurse rund um digitale Medien waren in der Umfrage weit oben auf der Prioritätenliste.

Wie sind Sie vorgegangen, um Kooperationspartner zu finden?

Frau John: Für den Bereich der Ganztagsangebote hat sich an der Schule das „Team Ganztag“ gegründet, welches inzwischen aus sieben Personen besteht. Wir haben dann gemeinsam die Ergebnisse der bereits erwähnten Schüler:innen-Umfrage diskutiert und daraufhin entschieden, einen Aushang zum Eintragen im Lehrerzimmer zu machen: Wer kennt wen? Wen könnte man für diese oder jene Interessen anfragen? Alle Kolleginnen und Kollegen haben ihre Ideen dazu eingebracht und so konnten wir vor den Sommerferien als Team Ganztag absprechen, wer sich um welches Angebot kümmert und wer welche Personen und Unternehmen gezielt dafür ansprechen kann. Während der Ferien haben wir dann alles organisiert und siehe da: Wir konnten zum Schuljahresbeginn mit 14 Arbeitsgemeinschaften starten!

Und im September wurde Ihnen als Schule nun feierlich Ihre Urkunde zur Ernennung als Ganztagsschule überreicht. Wie war dieser Moment für Sie?

Frau Adam: Für uns war klar, dass wir diesen Schritt mit unseren Schülerinnen und Schülern feiern und zeigen müssen, dass wir stolz darauf und vor allem auf uns sind. Das konnten wir im Rahmen eines Schulfestes mit unseren externen Kooperationspartnern und weiteren besonderen Gästen, wie dem Staatssekretär aus dem Bildungsministerium, Vertreter:innen aus dem Landesschulamt und dem Landkreis nach außen hin zeigen. Das war ein großartiger Moment!

Wenn Sie an diesen arbeitsreichen Prozess zurückblicken: Was war Ihr ganz persönliches Highlight?

Frau John: Ich bin positiv überrascht, dass unsere Suche nach Kooperationspartnern gar nicht so schwierig war und in dieser relativ kurzen Zeit über die Sommerferien so viele Angebote zum Start als Ganztagsschule bereits entstanden sind und stattfinden.

Frau Adam: Mein Highlight ergänzt das ganz gut. Es gibt nun unter anderem eine Back-AG einmal wöchentlich. Diese wird von einem ehemaligen Schüler unserer Schule geleitet, der aktuell eine Ausbildung in einer Bäckerei macht. Er hat gesagt: Wenn ich in die Schulküche kann, backe ich einmal in der Woche in einer AG etwas mit den jetzigen Schülerinnen und Schülern. Das ist neben dem Kursangebot an sich ein wunderbares Kompliment für uns als Schule, dass man auch nach seiner Schulzeit gerne etwas mit dieser zu tun hat.

Was sind Ihre nächsten Ziele, was die Ganztagsschulentwicklung angeht?

Frau John: Wir möchten das AG-Angebot auf jeden Fall noch ausweiten. Zum einen wollen wir dem Wunsch nachkommen, Angebote im Bereich der digitalen Medien wie z.B. Videobearbeitung zu realisieren. Zum anderen möchten wir die Angebote auf das Feld der Berufsorientierung ausweiten, um für die höheren Klassen ebenfalls attraktive Angebote bereitstellen zu können. Da arbeiten wir jetzt schon dran und suchen beispielsweise das Gespräch mit Vereinen und der Feuerwehr. Frau Adam: Zudem wollen wir intensiver mit den Universitäten kooperieren. Wir möchten angehende Pädagog:innen für das Ländliche begeistern. Erst einmal durch Ganztagsangebote, mit denen sich diese natürlich etwas dazu verdienen können, aber ebenso, um darüber langfristig betrachtet Lehrkräfte zu gewinnen. Weil es einfach schön ist, an unserer Schule zu arbeiten!

Oktober 2022