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Gymnasium Querfurt: Erste Schritte als neue Ganztagsschule

im Gespräch mit Schulleiter Ralf Walzebok und Lehrerin Nadine Wolff

Im Interview berichten uns Schulleiter Ralf Walzebok und Lehrerin Nadine Wolff von der ersten Schritten als Ganztagsschule, wie sie kurzfristig ein umfangreiches Angebotsportfolio zusammenstellen konnten und welche weiteren tollen Projekte die Schule gemeinsam angehen will.

 

Frau Wolff, Herr Walzebok, seit diesem Schuljahr ist das Gymnasium Querfurt eine Ganztagsschule. Was war ausschlaggebend dafür, dass Sie sich als Schule für diese Form entschieden haben?

In den letzten Jahren mussten die Stunden für ergänzende außerunterrichtliche Angebote einschließlich Lernförderung ohne Ausgleich sehr stark reduziert werden, sodass wir nach neuen Ressourcen suchen mussten, um diese Förderung weiter anbieten zu können. Da der Schulleiter vorher mehrere Jahre an einer offenen Ganztagsschule gearbeitet hatte, brachte er entsprechende Erfahrungen und Überlegungen mit. Vor 2 Jahren haben wir dann begonnen, an unserem Konzept zu arbeiten. Im Fokus steht die Kombination von Fördern und Fordern. Alle Schülerinnen und Schüler sollen von den Angeboten profitieren. Neben der Möglichkeit, besonders in den Kernfächern Defizite abzubauen, bekommen alle Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit, ihre Talente zu entdecken, auszuprobieren und zu entfalten. Lernen soll auch Spaß machen. Wir erhoffen uns damit auch eine noch bessere Bewältigung des Schulalltags und eine noch positivere Sicht auf das Lernen insgesamt.

Sie sind mit – sage und schreibe – 49 Kursen in das neue Schuljahr gestartet. Wie ist Ihnen das gelungen?

Uns kam dabei entgegen, dass wir als Schule aufgrund unseres Leitbildes der ganzheitlichen Bildung und Erziehung schon über starke Kooperationspartner wie die Burgmusikschule und den Sportverein TSG Gymnasium Querfurt e.V. verfügen und außerunterrichtliche Angebote anbieten konnten. Die neu eingeführte Ganztagsschulform „Schule mit außer- unterrichtlichen Angeboten“ passte dann sehr gut zu unserem Konzept, weil dadurch Lernförderangebote und Begabtenförderung aber auch kreative, musische und Sportangebote ermöglicht werden. Ein öffentlicher Aufruf in der regionalen Presse sowie in sozialen Netzwerken, den Medien der MLU Halle-Wittenberg sowie der Hochschule Merseburg zur Gewinnung von Kursleitern führte dazu, dass sich mehr als 70 weitere Interessierte meldeten. Insgesamt führten wir ca. 50 Gespräche und konnten vorerst 31 zusätzliche Kursleiter gewinnen, sodass wir ein sehr breitgefächertes Angebot entwickeln konnten, das auch die Interessen unserer Schülerschaft berücksichtigt.

Wie werden die Angebote aktuell in den Schulalltag integriert?

Die 49 Kurse verteilen sich auf insgesamt 3 Schultage. Montags werden Kurse 13:25 Uhr bis 14:55 Uhr für die 5.-8. Klassen angeboten. Am Mittwoch ist das Angebot für die 5. und 6. Klassen als Mittagsband (11:45 Uhr bis 13:15 Uhr) in den Stundenplan integriert und die 7.-9. Klassen können sich in der Zeit von 13:25 Uhr bis 14:55 Uhr betätigen. Am Donnerstag können die 5./6. Klassen nochmals von 13:25 Uhr bis 14:55 verschiedene Angebote nutzen. Einige Angebote wie z.B. die Proben der Schulband finden auch außerhalb dieser festen Zeiten statt. In den 5. und 6. Klassen haben fast alle Schülerinnen und Schüler zwei oder sogar drei Angebote ausgewählt und auch ca. 130 Schülerinnen und Schüler der 7.-10. Klassen nehmen an mindestens einem Angebot teil.

Wenn man das so hört, scheint die Corona-Pandemie sie kaum beeinträchtigt zu haben. Für wie herausfordernd empfinden Sie die aktuelle Situation tatsächlich?

Natürlich ist die Pandemie an sich schon eine große Herausforderung. Gerade in dieser Zeit Ganztagsangebote unter Beachtung der Hygienevorschriften neu in den Schul-alltag zu implementieren ist eine Herkulesaufgabe, die uns aber zu gelingen scheint. Andererseits können gerade zusätzliche Angebote in dieser Zeit helfen, den Schulalltag zu meistern und Lerndefizite abzubauen, sei es durch Förderkurse oder qualifizierte Hausaufgabenbetreuung. Und durch kreative, musische und sportliche Angebote wird auch die Freude am Lernen und Schulalltag gefördert.

Neben der Neuausrichtung als Ganztagsschule, welche weiteren Projekte stehen auf Ihrer Agenda?

Wir arbeiten intensiv an einem neuen Schulprogramm, welches spätestens zum Wechsel des Schulhalbjahres verabschiedet werden soll. Unsere drei Säulen Ganztags-schule, Schule ohne Rassismus-Schule mit Courage und Europaschule stehen für unseren ganzheitlichen Ansatz, der durch einen neuen Schulnamen ergänzt werden soll. Auch eine weitere Rhythmisierung des Unterrichts unter Einbeziehung außer-unterrichtlicher Angebote auch in den Mittagspausen bleibt ein weiteres Ziel.

Da haben Sie noch viel vor. Zum Abschluss: Wenn Sie auf die vergangenen drei Jahre zurückschauen, welche drei Dinge machen Sie als Schulleitung bzw. als Kollegium besonders stolz?

Stolz sind wir darauf, dass unsere Neuerungen und Veränderungen unser traditionelles Leitbild einer ganzheitlichen Bildung aller Schülerinnen und Schüler weiter gestärkt haben. Es ist uns gelungen, spezielle Schultraditionen und Besonderheiten zu bewahren, gerade weil wir viel verändert haben und noch verändern werden. Stolz sind wir auf unsere moderne neue Unterrichtsorganisation, die zu diesem Gymnasium passt und von allen Beteiligten angenommen wird. Stolz sind wir auch darauf, dass sich die meisten unserer Schülerinnen und Schüler nicht nur zur Toleranz und Courage bekennen, sondern diese auch in der Schule miteinander leben, wir auf dem Weg zur Europaschule sind und wir unser Ganztagschulkonzept nun schrittweise verwirklichen können.

Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für alles was Sie sich als Schule vorgenommen haben!

November 2020