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AUSPROBIEREN, ENTDECKEN, VERSTEHEN – NATURWISSENSCHAFTEN ERLEBBAR MACHEN

Nur wenige Schülerinnen und Schüler begeistern sich für naturwissenschaftliche Fächer wie Chemie, Biologie und Physik. Häufig werden diese Fächer als schwieriger wahrgenommen als geisteswissenschaftliche und sprachliche Fächer. Mit Hilfe praktischer Lernerfahrungen will das Schülerlabor „ABI Lab“ im TGZ (Technologie- und Gründerzentrum Bitterfeld-Wolfen) dies ändern.

 

Liebe Frau Dr. Slomma, Sie sind seit März 2022 Leiterin des Schülerlabors ABI Lab im Technologie- und Gründerzentrum Bitterfeld-Wolfen (TGZ). Was ist das Ziel des Schülerlabors?

Wir möchten vielen Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit geben, Naturwissenschaften live zu erleben. Im Schülerlabor werden alltagsbezogene Versuche unter fachkundiger Anleitung durchgeführt. Dabei erhalten die Jugendlichen einen praxisnahen Einblick, lernen Laborabläufe kennen und vertiefen gleichzeitig das im Unterricht erworbene Wissen. Die Kleinsten können auf spielerische Weise Naturwissenschaften entdecken. Dabei stehen selbstwirksames Arbeiten und forschendes Lernen im Vordergrund. Sie erarbeiten sich anhand spannender und verblüffender Experimente viele Naturgesetze und erfahren, wie ihre Umwelt in Biologie, Physik und Chemie funktioniert.

Was ist das Besondere an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen im Schülerlabor?

Kinder haben noch eine ungetrübte Sicht. Sie bringen eine gesunde Neugier mit und lassen sich somit für viele Dinge begeistern und motivieren. So kann erworbenes theoretisches Wissen praktisch angewandt und oft auch komplexe Zusammenhänge, zum Teil auch interdisziplinär, verstanden werden. Es macht einfach Spaß, den Kindern dies mitzugeben.

Mit welchen Themen aus Biologie oder Chemie können sich die Schülerinnen und Schüler auseinandersetzen?

Wir bieten sowohl lehrplanunterstützende als auch alltagsbezogene und aktuelle Themen an. Auf unserer Homepage www.abi-lab.de gibt es einen kleinen Auszug aus unserem Portfolio.

Ist die Verbindung mit aktuellen Themen aus dem Unterricht möglich?

Auf alle Fälle! Wir kooperieren mit Unternehmen und öffentlichen Institutionen aus der Region, um den Schülerinnen und Schülern sowie Pädagoginnen und Pädagogen einen Einblick in die Praxis zu ermöglichen. Das kann vielseitig organisiert werden. Entweder durch Betriebsbesichtigungen, passende Experimente im ABI Lab oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Unternehmen unterstützen mit praxisnaher Analytik im Schülerlabor.

Für welche Jahrgangsstufen sind Ihre Angebote geeignet? Gibt es eine Teilnehmerobergrenze?

Das ABI Lab steht als außerschulischer Lernort allen Interessenten, Altersklassen und Schulformen offen. Nicht nur Kinder aus Vorschulgruppen in Kitas und Schülerinnen und Schülern auch pädagogischen Personal und in Naturwissenschaften interessierte Erwachsene sind herzlich willkommen. Aus Erfahrung empfehlen wir AGs ab Klassenstufe 7. Eine Teilnehmerobergrenze ist von der Anzahl Gruppengröße und vom Thema abhängig.

Können Schülerinnen und Schüler auch mit einem eigenen Thema bzw. Fragestellungen ins Schülerlabor kommen?

Sehr gern! Wir unterstützen mit unserem fachlichen und wissenschaftlichen Knowhow und bieten ihnen ein großes Netzwerk, um eigene Ideen umzusetzen. Darüber hinaus betreuen wir auch gern Schülerinnen und Schüler in Wettbewerben, z. B. Schüler experimentieren oder Jugend forscht.

Kinder und Jugendliche können im Labor wertvolle praktische Erfahrungen sammeln (z. B. das Mikroskopieren). Welche Beobachtung machen Sie zu überfachlichen bzw. sozialen Kompetenzen bei den Schülerinnen und Schülern?

Selbstwirksames Arbeiten, Gewissenhaftigkeit, Geduld, eine gute Hand-Augen-Koordination und ein gesunder Teamgeist sind die von uns am meisten beobachteten überfachlichen Kompetenzen, die die Kinder und Jugendlichen im Experimentieren erlernen.

Wer begleitet die Kurse?

Momentan sind wir drei – in der Arbeit mit Kindern erfahrene – Fachleute (Chemiker, Chemielaborantin und Naturwissenschaftler). Eine Aufstockung ist geplant. Personelle Unterstützung erhalten wir auch projektbezogen von Mitarbeitern aus kooperierenden Unternehmen.

Das ABI Lab ist ein außerschulischer Lernort. Können dennoch regelmäßig stattfindende Arbeitsgemeinschaften realisiert werden?

Ja. Bildung sollte keine Grenzen haben (lächelt). Wir möchten das Ganze nachhaltig gestalten. Umsetzen können wir dies durch eine langfristige und inhaltlich fundiert abgestimmte Zusammenarbeit mit Schulen bzw. schulischen Fachschaften.

Jugendlichen ab der 8. Klasse, deren Interesse und Spaß an der Laborarbeit nachhaltig geweckt wurde, bieten Sie auch berufsvorbereitende Praktika an. Gibt es hierfür konkrete Zeiträume?

Im ABI Lab sind regelmäßig Jugendliche, die ein berufsorientiertes Praktikum absolvieren. Die Zeiträume richten sich nach der Vorgabe der jeweiligen Schule. Bisher waren es 1-2 Wochen zusammenhängend oder 1 Tag alle zwei Wochentage innerhalb eines Schulhalbjahres. In den Praktika werden den jungen Leuten nicht nur chemisch-physikalische Inhalte, sondern auch Didaktik, Methodik und Ansätze in Pädagogik durch uns vermittelt.

Gibt es schon neue Ideen, die Sie bald im Schülerlabor umsetzen wollen?

Seit April 2023 wird das ABI Lab im neuen Forum Rathenau e.V. betrieben. Damit tragen wir zur Idee des Forums Rathenau bei, dem Strukturwandel in Deutschland, Europa und weltweit mit dem Thema des Kohlenstoff-Kreislaufs eine relevante Zukunftsperspektive zu geben. Zusammen mit Schülerinnen und Schülern, pädagogischem Personal und Unternehmen möchten wir den Kohlenstoffkreislauf neu denken. Dazu sind viele Projekte geplant. Wir freuen uns, wenn interessierte SchülerInnen und Pädagogen mit uns Kontakt aufnehmen.

Vielen Dank für diese Einblicke!

Dr. Nadine Slomma
Andresenstraße 1a
06766 Bitterfeld-Wolfen
schuelerlabor@tgz-chemie
Schülerlabor ABI Lab
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